Just in Time

Stopuh_20160930-100402_1.jpgDie In­itia­ti­ve Grü­ne Wirt­schaft wur­de wuch­tig ab­ge­lehnt, ob­wohl de­ren An­lie­gen bei ei­ner Gross­zahl der Be­völ­ke­rung auf Sym­pa­thie s…

Die In­itia­ti­ve Grü­ne Wirt­schaft wur­de wuch­tig ab­ge­lehnt, ob­wohl de­ren An­lie­gen bei ei­ner Gross­zahl der Be­völ­ke­rung auf Sym­pa­thie stiess. Was ist pas­siert? War es die Dro­hung ­staat­li­chen Zwangs, wel­che zur Ab­leh­nung der In­itia­ti­ve führ­te? Ich glau­be nicht. Dro­hun­gen sind zwar ein alt­be­kann­tes Mit­tel der Po­li­tik, das ge­ra­de auch bei Um­welt­fra­gen lau­fend be­nutzt wird. Was wä­re die Kli­ma­po­li­tik oh­ne stei­gen­de Mee­res­s­pie­gel und oh­ne aus dem Ru­der lau­fen­de Kli­ma­ph­äno­me­ne? Doch das Schü­ren von ­Ängs­ten scheint im­mer we­ni­ger zu wir­ken. Die Dis­kus­si­on zu Ener­gie und Kli­ma wird seit Jah­ren äus­serst emo­tio­nal ge­führt. Ob das zu gu­ten Lö­sun­gen führt, ist zwei­fel­haft. Dass man zur Na­tur und Um­welt ei­ne emo­tio­na­le Be­zie­hung hat, ist na­tür­lich. Es ist kei­ne Fra­ge, dass man zur Um­welt Sor­ge tra­gen muss. Für un­ser ei­ge­nes Wohl als auch für die kom­men­den Ge­ne­ra­tio­nen. 

Bei Ener­gie ist das was an­de­res. Da sind ­Emo­tio­nen fehl am Platz. Zu Ener­gie soll­te man ei­ne nüch­ter­ne Be­zie­hung pfle­gen und sich auf phy­si­ka­li­sche und öko­no­mi­sche Grund­la­gen ab­stüt­zen. Je­de Form der Ener­gieum­wand­lung – Ener­gie­ge­win­nung gibt es phy­si­ka­lisch nicht – hat ei­ne Aus­wir­kung auf die Um­welt. Die Null­be­las­tung und das Null­ri­si­ko gibt es nir­gends. Auch das lässt sich emo­ti­ons­los her­lei­ten. 

Doch ge­ra­de bei der Wahl von Ener­gie­sys­te­men flie­gen die Emo­tio­nen hoch. Sie flie­gen so hoch, dass selbst grund­le­gen­de Prin­zi­pi­en der Öko­no­mie miss­ach­tet wer­den. Öko­no­mie wird lei­der oft mit un­et­hi­scher Ge­schäf­te­ma­che­rei in Zu­sam­men­hang ge­bracht. Da­bei be­deu­tet ­Öko­no­mie nichts an­de­res als einen haus­häl­te­ri­schen Um­gang mit be­schränk­ten Res­sour­cen. 

Tra­di­tio­nell baut Ener­gie­ver­sor­gung auf ­öko­no­mi­schen Prin­zi­pi­en auf. Schon im­mer setz­te sich die je­weils bes­te ver­füg­ba­re Tech­nik durch. Die Ver­bes­se­rung der Ener­gie­ef­fi­zi­enz ist ein zen­tra­les öko­no­mi­sches An­lie­gen und ­Mo­ti­va­ti­on jeg­li­cher tech­ni­scher Ent­wick­lung und For­schung. Ein grund­le­gen­des, bis­her aber nie ex­pli­zit ge­nann­tes Prin­zip der Ener­gie­ver­sor­gung ist die «Just in Ti­me»-Pro­duk­ti­on. Man bringt ei­ne Ener­gier­es­sour­ce erst dann zum Ein­satz, wenn sie ef­fek­tiv ge­braucht wird. Man lässt einen Au­to­mo­tor nur Ben­zin ver­bren­nen, wenn ge­fah­ren wird. Ei­ne Ma­schi­ne wird ­ab­ge­stellt, wenn nicht ge­ar­bei­tet wird. Oder im Klei­nen: Man löscht das Licht, wenn nie­mand im Raum ist. Im Han­del hat die­ses Prin­zip mit der Glo­ba­li­sie­rung als «Just in Ti­me» einen grif­fi­gen Na­men er­hal­ten. Man pro­du­ziert nur so viel Gü­ter, wie ver­braucht wer­den. Die Pro­duk­ti­on auf ­Vor­rat ver­ur­sacht un­nö­ti­gen ­Auf­wand und ­Kos­ten. Mit di­gi­ta­ler In­for­ma­ti­ons­tech­nik las­sen sich Gü­ter­strö­me im­mer bes­ser steu­ern und La­ger­kos­ten ver­mei­den, ein öko­no­mi­scher Ge­winn. 

Aus­ge­rech­net die­ses Prin­zip wird bei den neu­en Er­neu­er­ba­ren über Bord ge­wor­fen. Statt die Pro­duk­ti­on zu steu­ern – das geht bei Son­ne und Wind näm­lich nicht –, muss man ­res­sour­cen­in­ten­si­ve Bat­te­ri­en und kost­spie­li­ge Back-up-­Sys­te­me bau­en. Es ist Un­fug zu be­haup­ten, Wind und Son­ne stün­den gra­tis zur Ver­fü­gung. Was­ser fällt auch gra­tis vom Him­mel. So­gar Koh­le liegt gra­tis im Bo­den. Es sind die ­Um­wand­lung und die Spei­che­rung, die Kos­ten ver­ur­sa­chen. Da­bei ­ent­ste­hen Ver­lus­te und ­Mehr­auf­wand. Man muss mehr und nicht we­ni­ger Ener­gie er­zeu­gen als be­nö­tigt. 

Grü­ne Wirt­schaft ist nur sinn­voll, wenn man bis zum En­de denkt. Of­fen­sicht­lich sind die Schwei­zer Stim­men­den ganz gut in der La­ge, so­wohl öko­no­mi­sches Han­deln als auch ­Dro­hun­gen rich­tig ein­zu­schät­zen.

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