Deutschland schickt sich an, seine Energie-Infrastruktur so zu beschädigen, dass wir auf Jahrzehnte hinaus vom Ausland abhängig werden.Im nur scheinba…
Deutschland schickt sich an, seine Energie-Infrastruktur so zu beschädigen, dass wir auf Jahrzehnte hinaus vom Ausland abhängig werden.
Im nur scheinbar so fernen China wird dies aufmerksam verfolgt. Dort hat man inzwischen die sich ergebenden Chancen analysiert und denkt darüber nach, wie man diesen lukrativen Markt langfristig mit billigem Strom – vor allem aus Kohle- und Kernkraftwerken – versorgen könnte.
Aus Sicht grüner Energiepolitiker müsste in Deutschland eigentlich alles zum Besten stehen: Dank des Klimavertrags von Paris dürften nach der Kernkraft in Deutschland bald auch die Kohlekraftwerke verboten werden, so dass der Weg frei wird für zügigen weiteren Ausbau der Stromerzeugung aus „erneuerbaren” Energiequellen wie Wind und Fotovoltaik. Allerdings gibt es leider gerade beim Wind teils erheblichen Gegenwind, und das ausgerechnet von Minister Sigmar Gabriel, der eigentlich doch ein langjähriger Frontmann der „grünen” Energieplanungen ist. Dennoch scheint er sich – zumindest in den Augen der Windlobby – inzwischen vom Motor zum Bremser entwickelt zu haben, wie ein kürzlich in der „Berliner Zeitung” erschienener Artikel belegt [BEZE].
Schaut man sich den Artikel genauer an, so findet sich darin EE-Lobbyismus in Reinkultur. So wird als Erfolg dargestellt, dass „in den zwölf Monaten zwischen Februar 2015 und Januar 2016 Anlagen mit einer Nettoleistung von knapp 3.600 Megawatt installiert” worden seien, was „drei Atommeilern” entspreche. Doch mit der Neufassung des EEG, so der Vorwurf des Artikels, begrenze Gabriel den Ausbau der „Erneuerbaren” bis 2025 auf lediglich 40 bis 45 %. Damit, so eine im Artikel zitierte Studie, die im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion erstellt wurde, breche der Ausbau der Windenergie schon bald zusammen: „Werden die 45 Prozent angepeilt, könnten nach 2018 nur noch 1500 Megawatt jährlich neu installiert werden, heißt es in dem Papier”. Und Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer wird mit der Aussage zitiert: „Mit der geplanten EEG-Novelle will Sigmar Gabriel sich als Abrissbirne der Energiewende endgültig ein Denkmal setzen”. Während der Rest auf Welt auf Sonne und Wind setze, lege die Bundesregierung den Rückwärtsgang ein – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da die Erneuerbaren billig geworden seien.
Das interessante an dieser Auseinandersetzung zweier Komplizen in Sachen Energiewende ist nicht einmal die Tatsache, dass beide Unrecht haben und die wahren Dimensionen des Problems drastisch unterschätzen. Wollte man die bisherigen „EE”-Ausbauziele der Bundesregierung noch erreichen, so müssten die tatsächlichen Zubauzahlen bei der Windenergie nämlich schon bald auf mehr als 10 GW pro Jahr und letztlich auf auf mehr als 16 GW/ Jahr gesteigert werden [MUEL], wie nachfolgendes Bild veranschaulicht.
Selbst den Grünen scheint jedoch inzwischen klar zu werden, dass derartige Zuwächse angesichts der Tatsache, dass überschüssiger Strom nicht gespeichert werden kann und die Überlastung der Netze inzwischen in den roten Bereich wandert, schlicht nicht durchsetzbar sind. In Wirklichkeit hat man sich auch dort still und leise vom eigentlichen Ziel der „80 % EE-Anteil bis 2050″ verabschiedet und geht nur noch nach dem Motto vor: „Nimm, was du kriegen kannst” – bevor der Schwindel endgültig auffliegt und es Zeit wird, schnell zu rennen.
Der Unterschied zur Position von Gabriel besteht hauptsächlich darin, dass dieser aufgrund seiner direkten Regierungsverantwortung deutlicher sieht, wo zum jetzigen Zeitpunkt die Grenzen des finanziell noch Zumutbaren liegen. Im Unterschied zu Hr. Krischer geht es ihm weniger um Profitmaximierung als vielmehr um Wiederwahl. Daran, dass die Ziele des EEG tatsächlich noch erreicht werden könnten, glauben in der deutschen Blockparteienregierung vermutlich nur noch eine gewisse höhere Pfarrerstochter sowie eine resolute Dame, die manchen Meldungen zufolge menschliche Handrücken nicht so recht von Aschenbechern unterscheiden kann.
In China, das bereits über Jahre hinweg vom hiesigen „Grünstrom-Hype” durch Lieferung von Solar- und Windenergieanlagen kräftig profitieren konnte, ist den strategischen Planern längst klar, dass der jetzige Kurs der westlichen Energiepolitik im Desaster enden wird. Dem westlichen Druck zur „Klimarettung durch CO2-Reduktion” wird China nicht allzu offen entgegentreten. Warum soll man sich unnötig den geballten Zorn des Papstes, Obamas, Merkels sowie etlicher amerikanischer Stiftungen und NGO’s zuziehen? China ist eine Kulturnation, die geschickt genug war, selbst die brutale Herrschaft der Mongolen zu ertragen und sie später abzustreifen wie eine Eidechse ihre alte Haut. Angesichts westlicher Erpressung weicht man lieber aus und wartet auf den richtigen Moment, um den Schwung des Gegners gegen ihn selbst einzusetzen. Also investiert man auch selbst in Windmühlen und Solaranlagen, sogar soviel, dass man damit eine weltweite Spitzenposition einnimmt. Angesichts der Größe des Landes und seiner Bevölkerung ist das verkraftbar. Gleichzeitig baut man jedoch Kohlekraftwerke en Gros: Einem Beitrag der Deutschen Welle ist zu entnehmen, dass von 473 GW Kohlekraftwerks-Kapazitäten, die seit 2010 in Betrieb gingen, rund 85 % allein von China und Indien errichtet wurden [DW]. Und im Rahmen seiner langfristigen Zukunftsstrategie zieht China ein geradezu gigantisches Bauprogramm für Kernkraftwerke durch: Mit Stand Januar 2016 waren dort 40 KKW im Bau. Damit liegt man um Längen vor den Zweit- und Drittplatzierten Russland (25) und Indien (24) [STAT].
Aus Sicht Beijings ist die „Energiewende” bereits jetzt mit Pauken und Trompeten gescheitert, die spannende Frage ist lediglich, wie lange man das Volk hierüber noch wird belügen können. Die zum Tode verurteilte Kernkraft ist auf Jahrzehnte hinaus so diskreditiert, dass eine Renaissance kaum vorstellbar ist. Selbst wenn man wollte: Es gibt keine entsprechende Industrie mehr. Fachleute wird man bald nur noch in Altersheimen und auf Friedhöfen finden, und die Generation der längst arrivierten Alt-68er und der subventionsverwöhnten Wind- und Solarprofiteure wird diese Technologie auch in Zukunft erbittertst bekämpfen. Das zeigte sich auch am Propaganda-Tsunami, der pünktlich zum 30. Jahrestag des Tschernobyl-Unfalls über sämtliche deutschen Medienkanäle schwappte.
Auch bei den Kohlekraftwerken befindet sich Deutschland längst in einer Todesspirale. Der billigen Braunkohle wurde durch diverse politische Maßnahmen wie der Wegnahme von bereits zugesprochenen Fördergebieten in NRW und den erzwungenen Verkauf der Vattenfall-Aktivitäten im Osten die Existenzgrundlage entzogen. Für Investitionen in Steinkohlekraftwerke wird sich wohl kaum noch ein „nützlicher Idiot” finden. Zudem ist die Politik dabei, den Stromerzeugern unter dem Vorwand, die Rückbaukosten der Kernkraft zu sichern, auch noch die letzten Barreserven abzuknöpfen. Angesichts von Planungszeiträumen von mindesten 10-15 Jahren wird Deutschland bezüglich seiner Energieinfrastruktur voraussichtlich bis zu 20 Jahre lang gelähmt bleiben.
Auf der anderes Seite zeichnet sich in China aufgrund erheblicher Investitionen und der Verlangsamung des Wachstums der Volkswirtschaft für die Zukunft ein Überangebot an Erzeugungskapazität ab. Einem Bericht der „Financial Times” zufolge [FT] entwickelt deshalb Liu Zhenya, der Chef des staatlichen chinesischen Stromnetzbetreibers SGCC, die Vision einer „Seidenstraße für Strom”. Die im Westen kaum bekannte SGCC ist der weltweit siebtgrößte Konzern mit rund 1,5 Mio. Mitarbeitern und hat auf dem Weltmarkt große Ambitionen [WELT]. Der Transport soll über Ultra-High Voltage (UHV)-Fernleitungen erfolgen, die weite Teile Asiens versorgen und sogar bis nach Deutschland reichen sollen. Im Rahmen dieser Planungen sollen gigantische Wasserkraftwerke ebenso zum Einsatz kommen wie Kohle- und Windkraftwerke in Grenzregionen wie z.B. Xinjiang. Dort könne man Strom so günstig produzieren, dass er selbst unter Berücksichtigung der Transportkosten in Deutschland nur halb soviel kosten werde wie einheimisch produzierter. Und für jemanden, der in den Dimensionen eines solchen Riesenreichs denkt, bergen selbst derartig enorme Transportdistanzen keinen Schrecken: Die Luftlinien-Distanz von der Oasenstadt Kashgar bis nach Deutschland sei lediglich 400 km größer als die von Kashgar bis zum chinesischen Finanzzentrum Shanghai. Und im Unterschied zu deutschen Vorständen der Stromwirtschaft, die sich weniger durch Sachkunde denn durch Unterwürfigkeit gegenüber der Politik auszeichnen, wird Liu Zhenya als jemand beschrieben, der seine Karriere dem Aufbau der UHV-Technologie verdankt – auch wenn er sich dadurch mit einer Reihe von Umweltaktivisten anlegen musste. Dass Liu Zhenya bei seinen auf Deutschland gemünzten Ausführungen das Thema Kernkraft ausklammert, zeigt deutlich, wie gut er die Lage und die Befindlichkeiten in Deutschland einzuschätzen vermag. Chinas Kaufleute galten schon immer als besonders geschickt.
Bereits jetzt, so der FT-Bericht, zeichneten sich Erfolge dieser Politik ab. So wurde kürzlich ein „Memorandum of Understanding” mit Südkorea sowie der japanischen SoftBank unterzeichnet, das ein vernetztes Stromnetz in Nordostasien befördern soll. Weitere potenzielle Märkte für chinesischen Strom sind Pakistan, Indien und Myanmar.
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