Wunschdenken als Strategie?

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Wünsche passen zur Adventszeit. Für Strategien ist Wunschdenken eher ungeeignet. Doch die Energiestrategie 2050 basiert genau darauf und nicht etwa auf Fakten. Selbstverständlich wünschen wir alle für uns und unsere Nachkommen eine sichere und saubere Energiezukunft. Keine Frage. Aber dann bitte wirklich für die ganze Welt. Es ist ethisch wohl kaum vertretbar, dass wir nur uns eine nachhaltige Zukunft auf dem erreichten Lebensstandard gönnen und den restlichen ­Milliarden in Entwicklungs- und Schwellenländern denselben Wunsch verweigern. Doch genau das müssten wir, wenn wir als Musterknaben ­aufzeigen wollten, dass ausschliesslich mit Wind­rädern, Solarpanels, Geothermie und Wasserkraft die Welt zu retten sei. 

Dieser Ansatz fusst auf zwei Dogmen: erstens, dass unser Planet wegen der menschengemachten CO2-Emissionen demnächst aus den Fugen gerät, und zweitens, dass Kernkraft keine Option sei. Wer die beiden Dogmen hinterfragt, wird als ­Klimaleugner oder Atomlobbyist gebrandmarkt. Ich tue es trotzdem, weil ich immer noch glaube, in Zeiten der Aufklärung zu leben. Und ich übe mich jetzt ebenfalls in einem Wunschdenken, wie es bisher nur den anerkannten Weltverbesserern zugestanden wird: 

Ich wünsche mir zunächst einmal, dass sich kein Wissenschaftler mehr fürchten muss, dass seine Forschungsgelder gekürzt werden, wenn er Fragen aufgreift oder Resultate publiziert, die nicht dem politisch geduldeten Mainstream entsprechen. Ich wünsche mir eine ergebnisoffene Klima- und Energieforschung ohne politische und ideologische Vorgaben. Und ich wünsche mir Chancengleichheit im Ideenwettbewerb um zukunftsfähige Technologien sowie einen Verzicht auf Denkverbote. Ich wünsche mir Medien, die ohne vorgefasste Meinung berichten. Auch über Entwicklungen jenseits unserer Landesgrenzen, und zwar aufgrund eigener Recherchen und nicht durch Abschreiben irgendwelcher Agenturmeldungen. Und schliesslich wünsche ich mir, dass jeder Interessenvertreter sich selbst hinterfragt, ob seine Argumentationen wohl wirklich wissenschaftlich fundiert sind. Das wären dann meine grossen und vermutlich am schwierigsten ­erfüllbaren Wünsche. 

Im Kleinen würde es mich nur schon freuen, wenn anerkannte Wissenschaftler wie Björn ­Lomborg aus Dänemark, Judith Curry, Richard Lindzen oder Roy Spencer aus den USA, neben vielen anderen, bei uns überhaupt einmal zur Kenntnis genommen würden. Keiner dieser Wissenschaftler stellt die beobachtete Klimaerwärmung infrage und keiner streitet die übermässigen CO2-Emissionen ab. Sie widersetzen sich aber alle der politisch gängigen Doktrin einer bevorstehenden Katastrophe und einer technischen Steuerbarkeit des ­Klimas. Der absurde 97-Prozent-Konsensus zur Klimabedrohung gehört ins Reich der politischen Propaganda. Er hat mit einem seriösen wissenschaftlichen Diskurs überhaupt nichts zu tun, sondern ­erinnert nur an Wahlresultate totalitärer Regime. 

Für die Energiezukunft wünsche ich mir zuverlässige, sichere, bezahlbare Technologien mit minimalem Land- und Ressourcenverbrauch sowie minimalen Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Und um diesen Anspruch soll sich, neben allen anderen Technologien, auch Kernenergie ohne ideologische Denkverbote bewerben dürfen. Alles andere wäre dem Denkplatz Schweiz ­unwürdig. Freier Wettbewerb um die beste Lösung ist die Basis einer echten Energiestrategie und nicht eine auf Wunschdenken basierte ­Bevorzugung heute populärer Technologien.

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2 thoughts on “Wunschdenken als Strategie?”

  1. In der Klimadebatte gibt es den Spruch: “Die Wissenschaft ist gemacht” (eben auf dem imaginierten 97-Prozent-Konsens aufbauend) – etwas Unwissenschaftlicheres kann man wohl nicht denken. Und gerade in der hochkomplexen Materie des Klimas, wo soviele Aspekte zusammenkommen, die man im Einzelnen noch nicht richtig versteht, ist dies besonders fragwürdig.
    Und ja: nehmt Kenntnis von Lomborg, Lindzen etc, etc. Aber das Nicht-Zur-Kenntnis-Nehmen ist das Eine, das rufschädigende Mundtot-Machen das Andere: vor wenigen Tagen hat der renommierte Forscher Robert Pielke, Jr. im Wall Street Journal unter dem Titel “My Unhappy Life as a Climate Heretic” die Geschichte erzählt, wie es Politikern gelungen ist, ihn von seinem Forschungsgebiet, Häufigkeit von Unwettern, abzubringen, indem sie ihm u.a. unterstellt haben, er wäre von Exxon Mobile bezahlt und Vieles andere mehr. So lange, bis er keine Lust mehr hatte, sich dem allem auszusetzen und sein Forschungsthema verändert hat. Ein weiteres Beispiel einer längeren Fortsetzungsgeschichte.
    Denk- und Technologieverbote entstehen aus ideologischen, religiösen, politischen Überzeugungen, mit aufgeklärter Wissenschaft haben sie nichts zu tun.
    Danke für diesen aufgeklärten Artikel (und ihr interessantes Buch über den 2000-Watt-Irrtum) – hoffen wir (und arbeiten wir daran), dass einige ihrer Wünsche in Erfüllung gehen mögen.

  2. Eine sachliche Diskussion um die Energiestrategie wäre wirklich sehr wünschenswert. Leider argumentieren die Gegner der im Parlament verabschiedeten Strategie auch sehr dogmatisch und mit nicht wirklich zielführend. So ist das wohl in der Politik, wenn man Botschaften anbringen will. Die Schweiz kann und soll aber eine Vorreiterrolle übernehmen, damit unser Energiebedarf möglichst umweltverträglich gedeckt werden kann.

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